Prognose für den Goldpreis

Grundsätzliche Einschätzungen zum Goldpreis

Nur wenige haben den Aufschwung der Edelmetallpreise nach der Jahrtausendwende vorausgesehen. Vergleichsweise viele waren es dann, die später den Blick in die Zukunft wagten. Die nächste Tabelle gibt einen Überblick über die Einschätzungen von Goldmarktexperten zur Entwicklung des Goldpreises bis zum mutmaßlichen Höhepunkt des laufenden Rohstoff- und Edelmetallzyklus, der voraussichtlich noch im Verlauf der erstten Hälfte des laufenden Jahrzehnts erreicht werden dürfte.

Goldpreisprognosen von Goldmarktanalysten

Person/Institution US-$ je Feinunze
Uwe Bergold (GR Asset Management)1 5.000
Yan Chen (Standard Chartered)2 5.000
Folker Hellmeyer (Bremer Landesbank)3 5.000
Harald Weygand (GodmodeTrader)4 5.000
75 weitere Analysten mit Prognosen von …5 … mind. 5.000 bis 20.000

Quelle: Cash-Online.de (2009), Der Gold Will Go to $5,000/ozt. – or More! (Internet: munknee.com/ 2011/06/update-these-90-analysts-believe-gold-will-go-to-5000ozt-or-more, Abruf vom 01.10.2012).

Das Erreichen eines Goldpreises von mindestens 5.000 US-$ je Feinunze Gold erfordert eigentlich nur, dass sich die nachfolgenden Trends in etwa wie erwartet fortsetzen:

  • Andauern des laufenden Rohstoff- und Edelmetallzyklus,
  • verstärkte Wahrnehmung der Endlichkeit der Ressourcen,
  • weiterer Vertrauensverlust in das Papiergeldsystem,
  • weiter steigende Investitionsnachfrage.

Im Folgenden werden Relationen zwischen dem Goldpreis und einigen Finanzmarktgrößen zahlenmäßig unterlegt, die darauf hindeuten, dass die Aufwärtsbewegung noch viel Luft nach oben hat:

  • Der Anteil von Gold und Goldminenaktien am Weltfinanzvermögen lag 1921 bei 28 %, 1932 bei 20 %, 1948 bei 30 % und 1981 bei 26 %. Ende 2009 betrug der Anteil (einschließlich ETFs) bei einem Weltfinanzvermögen von knapp 200 Billionen US-$ gerade einmal 2,6 %. Um den gleichen Anteil wie im Jahr 1981 zu erreichen, müsste der Goldpreis auf 12.000 US-$ steigen.
  • Um die Geldmenge MZM[3] der 37 weltweit bedeutendsten Industrieländer in Höhe von 53 Billionen US-$ (2009) mit deren Notenbankgold decken zu können, wäre ein Goldpreis von 58.000 US-$ vonnöten, könnte das gesamte weltweit verfügbare Gold herangezogen werden, müsste er auf 13.000 Tsd. US-$ steigen.
  • 1980 war die US-Geldmenge M1 zu 45 % durch Notenbankgold gedeckt, 2009 noch zu 5 %. Der Goldpreis müsste auf über 10.000 US-$ steigen, um die Deckung von 1980 zu erreichen.
  • Staats-, Banken- und Unternehmensanleihen betrugen Ende 2009 weltweit 92 Billionen US-$. Der Goldpreis müsste auf knapp 60.000 US-$ steigen, um den Rentenmarkt mit dem weltweit verfügbaren Notenbankgold vollständig decken zu können.
  • 1938 waren 55 % der US-Schulden durch die Goldbestände der US-Notenbank gedeckt, Anfang der 1980er-Jahre 17 % und 2009 – trotz seit 2001 verfünffachtem Goldpreis – nur noch 0,6 %. Der Goldpreis müsste auf 200.000 US-$ steigen, um die Schulden der privaten Haushalte, des Staates, der Unternehmen und der Banken der USA in Höhe von 52 Billionen US-$ (das 3,7-fache des US-Bruttoinlandsprodukts 2009) durch die US-Notenbankbestände abdecken zu können.
  • Das weltweite Derivate-Volumen betrug Ende 2009 690 Billionen US-$ (Mitte 2006: 260 Billionen US-$) und damit das 10-fache des seinerzeitigen Welt-Immobilienvermögens, mehr als das 10-fache des Welt-Bruttoinlandsprodukts, das 14-fache des weltweiten Aktienvermögens, das 125-fache des Werts der gesamten physischen Goldbestände und das 1.750-fache des Werts der weltweiten physischen Silberbestände.

Die ermittelten Zahlen „hinken“ natürlich immer einige Jahre hinterher und es wird fleißig Geld gedruckt. Die USA haben in einem Monat so viel Geld „erschaffen“ wie in der gesamten Geschichte des Bestehens.

Zusammengefasst müsste der Goldpreis pro Unze um das Weltfinanzvermögen abzubilden wohl eher 20.000 $, um eine goldgedeckte Währung der 37 bedeutenden Industrieländer zu ermöglichen eher 25.000 $, um die Geldmenge zu decken aktuell eher 60.000 $, der Anleihenmarkt hat sich ebenfalls vervielfacht, daher sind wohl eher 300.000 $, um die Schulden zu decken eher 500.000 $ und um den Faktor 1.000-2.000 um die Derivate, die Finanzwetten, abzudecken.

Der Goldpreis müsste damit zwischen 20.000 $ und 1.600.000 $ pro Unzen liegen.

Die Wahrheit liegt irgendwo dort und jeder kann ermessen, was für ein Wahnsinn aktuell am Papiermarkt (durch nichts gedeckt) herrscht. Wie lange wird es noch Vertrauen in den Dollar geben?

Jede Weltwährung hat in den letzten Jahrhunderten etwa ein Jahrhundert gehalten und die sind um.

 

Warum der Goldpreis 2021 weiter steigen dürfte

Die Zentralbanken haben 2020 die Basis gelegt für einen massiven Anstieg des Goldpreises im kommenden Jahr. Der seit August zu beobachtende geringfügige Rückgang könnte in Kürze vorüber sein.

 

In einer außergewöhnlichen Rallye war der Goldpreis bis Anfang August auf über 2.060 Dollar pro Unze gestiegen, bevor er nun in eine stärkere Korrekturphase eingetreten ist. Allerdings liegt der Goldpreis noch immer rund 20 Prozent höher als vor einem Jahr, und die historischen Eingriffe der globalen Zentralbanken können letztlich nur eine Wirkung haben, nämlich dass Stärke des Edelmetalls anhalten wird.

Vor dem Hintergrund des globalen Gelddruckens – allein die EZB hat kürzlich ihre Anleihekaufprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) um 500 Milliarden auf 1,85 Billionen Euro ausgeweitet – stellt sich die Frage, warum in der Folge keine Hyperinflation eingetreten ist. Jeden Monat (sic!) wächst die Geldmenge in der Eurozone um einen zweistelligen Prozentsatz.

Bei den Verbraucherpreisen findet sich diese Ausweitung der Geldmenge kaum wieder. Ein Grund dafür mag sein, dass der zur Berechnung der Inflationsrate genutzte Warenkorb kontinuierlich angepasst wird und dass einige wichtige Preise gar nicht erst in den Index einfließen, darunter etwa der Preis für Mieteigentum.

Warum steigen die Verbraucherpreise nicht?

Ein entscheidender Grund dafür, dass die Verbraucherpreise trotz allen Gelddruckens nicht durch die Decke schießen, sind die von den Zentralbanken bewirkten niedrigen Zinsen. Die Daten zeigen, dass weniger konsumiert und mehr gespart wird, wenn die Zinsen sehr niedrig oder sogar negativ sind. Denn die Bürger bekommen es dann mit der Angst zu tun und fürchten, dass ihre Renten künftig nicht ausreichen werden.

Während niedrige Zinsen und wirtschaftlich unsichere Zeiten die Bürger zum Konsumverzicht drängen, bewirken sie bei den Finanzministern das genaue Gegenteil. Die Staaten weltweit machen in dieser Lage ungehemmt neue Schulden. Auch in Deutschland steigen die Staatsschulden dieses Jahr wieder erheblich – voraussichtlich um rund 379 Milliarden Euro auf 2,278 Billionen Euro.

Damit erreicht die Staatsschuldenquote hierzulande (ohne die Risiken aus Target 2) bei 68,7 Prozent, was im Vergleich mit den USA gering ist. Die US-Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP wird dieses Jahr voraussichtlich auf 131,1 Prozent ansteigen. Noch im Jahr 1971, als der damalige Präsident Richard Nixon den Dollar und somit alle Währungen der Welt vom Gold abkoppelte, lag die Quote bei 33 Prozent.

Nixon sagte damals, dass die Abkopplung vom Gold eine „vorübergehende Maßnahme“ sei. Das war vor 50 Jahren. Und vor elf Jahren im Nachklang der großen Finanzkrise sagte der damalige Fed-Vorsitzende Ben Bernanke, dass es sich bei den massiven Ausweitungen der Geldmenge um „temporäre Notfallmaßnahmen“ handle. Auch dies kam letztlich anders. Der Notfall ist die neue Normalität.

Gelddrucken und Umverteilung nehmen Fahrt auf

Die politischen Reaktionen auf das Coronavirus haben die Wirtschaft stark geschädigt, was die Staaten dazu veranlasste, ihre Haushaltsdefizite stark zu erhöhen. Möglich ist dies allein dadurch, dass die Zentralbanken der Welt das dafür nötige Geld drucken. Auf diese Weise haben die Zentralbanken aber auch die historische Wertpapierblase weiter aufgeblasen, während wachsende Teile der Realwirtschaft vor dem Konkurs stehen.

Regierungen und Zentralbanken scheinen gemeinsam darauf abzuzielen, die Wirtschaft zu zerstören, den Bürgern untragbare Schuldenlasten aufzubürden und die Besitzer von Wertpapieren reich zu machen. Dieses historische Experiment ist eine entscheidende Ursache für die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich auf der ganzen Welt. Vor allem die Milliardäre haben ihre Vermögen dieses Jahr deutlich vermehren können.

Schulden und Gelddrucken führen im besten Fall lediglich zu einer Umverteilung von jenen, die das Geld erhalten, zu jenen, die es über Steuern oder Inflation zurückzahlen müssen. Doch in der Regel ist es deutlich schlimmer, denn das Gelddrucken führt außerdem dazu, dass das gedruckte Geld verschwenderisch eingesetzt wird und dass es teils verheerende Finanzblasen bewirkt.

Staaten können Schulden nie wieder zurückzahlen

Wer seine Schulden abbauen will, muss seine Ausgaben kürzen oder seine Einnahmen vergrößern. Das gilt zumindest für den Bürger. Für die heutigen Staaten hingegen gilt, dass sie weder das eine noch das andere tun können. Denn vor dem Hintergrund einer kranken Wirtschaft steigen die Erwartungen an sie, ihre Ausgaben wie versprochen zu erhöhen, und aus einer kranken Wirtschaft kann der Staat auch weniger Steuern einnehmen.

Um die heutigen Schuldenniveaus abzubauen, bräuchte es ein kräftiges Wirtschaftswachstum. Vor dem Hintergrund einer alternden Bevölkerung wäre dies wohl nur mit massiven Produktivitätssteigerungen und einer von Bürokratie befreiten Wirtschaft möglich – sowie mit einer Zentralbank, die das extreme Gelddrucken und die Finanzierung der Staaten mit der Notenpresse einstellt. Doch nichts dergleichen ist absehbar.

Daher sehen die Staaten und Zentralbanken derzeit nur einen Weg, nämlich ihre Währungen durch Gelddrucken zu schwächen, damit die Staaten ihre Schulden mit gedrucktem Geld bezahlen können, das in der Folge immer weniger wert wird. Und weil dadurch die Kaufkraft der Währungen abnimmt, muss irgendwann auch der Goldpreis steigen. Dies hat bereits langsam begonnen, dürfte sich aber noch stark beschleunigen.