Mindestreserve-System? Was ist denn das?
Ein Mindestreserve-System ist ein Banksystem innerhalb eines Währungssystems, bei dem die Herausgabe von Krediten den Umfang an Basisgeld und Währungsreserven übersteigt. Die Mindestreserve beschreibt ein – abhängig von den Verbindlichkeiten (Kredite)- prozentuales Pflichtguthaben, was eine Bank besitzen muss. Um 1900 lag dieses Pflichtguthaben bei 30 %. Das bedeutet, dass die Banken lediglich 30% der vergebenen Kredite durch ihr Basisgeld und Währungsreserven abdecken konnten. Heute sind es nunmehr 3 %.
Ein Beispiel: Eine Sparkasse hat laut Bilanz in 2019 ca. 18 Mrd. € tägliche Verpflichtungen. Dem stehen aber nur 600 Millionen liquide Mittel zur Verfügung. Wenn alle Kunden ihr gesamtes Geld abheben würden, bekäme gerade mal jeder 30ste sein Geld.
Wie entstand das Mindestreserve-System?
Das Mindestreserve-System entstand Ende des Mittelalters, als italienische Bankiers anfingen, Kunden, die bei Ihnen Goldmünzen lagern, sogenannte „Wechsel“ zu geben. Diese „Wechsel“ wurden mehr und mehr als Geld verwendet, da sie ja durch Gold gedeckt waren.
Als die Bankiers bemerkten, dass die Goldmünzen kaum die Tresore verließen, begannen sie, mehr Quittungen auszustellen, als Gold vorhanden war. So entstanden die ersten Banknoten.
Heute werden Bankreserven als Guthaben oder Einlagen bei der Zentralbank gehalten. Dadurch können Banken bei der Zentralbank auf Grund Ihrer hinterlegten Vermögenswerte Kredite aufnehmen. Diese Kredite werden aus dem „Nichts“ geschöpft. Und mit diesem „Nichts“ kann die Bank Kredite vergeben oder Anlagen finanzieren.
Die Geldschöpfung beginnt also bei der Zentralbank lediglich durch Eintippen einiger Zahlen in den Computer. Die Banken können so das 50-fachen des hinterlegten Betrages in Geld „schöpfen“.
Ein Kredit, den die Bank vergibt, schafft neues Geld und steht in Ihrer Bilanz. In der Praxis versuchen die Banken daher so viele Kredite zu vergeben wie möglich. Die Gefahr besteht darin, dass viele Kredite durch Änderung von Zinsschritten, so wie es gerade wieder passiert, nicht mehr bezahlt werden können. Die Zentralbank kann nur die Liquidität einer Bank auffüllen, aber nicht ihre Solvenz. Zu viele „faule“ Kredite bringen die Bank in Schieflage und sie muss „gerettet“ werden, siehe Commerzbank.
Dass der Staat, also wir alle, für die Fehlentscheidungen einer Bank aufkommen müssen, wurde durch ein seit dem 01.01.2015 bestehenden Gesetz, dem sogenannten SAG, korrigiert. Aber das ist eine andere böse Geschichte, auf die wir an anderer Stelle eingehen…