Aktien als letzter Ausweg?

In den Medien wird massiv für Aktien getrommelt und es scheint ja tatsächlich ein nahezu risikoloses Anlageverfahren zu sein, da die Aktien immer weiter steigen. Es gibt nirgendwo mehr Zinsen und die Immobilienpreise sind derzeit so teuer wie nie. Alternativen gibt es also auch keine, so will uns die Presse glauben machen.

Aktien steigen und fallen auch wieder. Das ist leider die Realität. Wie heißt es so schön – an der Börse wird nicht geklingelt (weder zum Ein- noch zum Ausstieg). Das Geschäft sieht in der Realität immer gleich aus. Das Geld von ganz vielen Taschen wandert in einige wenige. Die großen Player haben die Informationen und die Marktmacht, um als erstes reagieren zu können. Es seien hier nur mal die Vermögensverwalter BlackRock und Vanguard zu nennen.

Lassen Sie uns doch mal zurückblicken und nach Parallelen schauen. Was lehrt uns die Vergangenheit? Die vermutlich erste große Spekulationsblase fand in Holland um 1634 mit Tulpenzwiebeln statt. Eine einfache Zwiebel kostete damals 30 Groschen. Zwei Jahre später schon 3 Gulden – also das Zehnfache. Es ging später nicht mehr um den schönen seltenen Anblick von Tulpen, sondern darum, was man damit verdienen kann. Und die Preise stiegen weiter und weiter.

Ein Landwirt zahlte für eine einzige Zwiebel der Sorte „Vizekönig“ vier Ochsen, acht Schweine, zwölf Schafe, 1000 Pfund Käse, vier Tonnen Butter, 20 Fässer Wein, 320 Scheffel Roggen, 160 Scheffel Weizen, ein Bett, kostbare Kleider und einen silbernen Becher im Gesamtwert von 2500 Gulden. Am 2. Februar 1637 machten Gerüchte die Runde, dass der Zwiebelhandel reglementiert werden solle. Im April wurden dann alle Zwiebelgeschäfte für ungültig erklärt.

Aus dieser Zeit existiert ein Bild, was betitelt wurde als „Darstellung 1637, als der eine oder andere Narr den Plan ausheckte, ohne Fähigkeiten reich und ohne Verstand weise zu werden.“
Schon daraus lässt sich eine nicht zu unterschätzende Weisheit meines guten Freundes Guido ablesen: „Kenne den, der die Spielregeln macht und den, der sie ändern kann.“

1720 fand die Südseespekulation statt. Die Südseegesellschaft lieh all‘ ihr Geld dem Staat für das Recht, unentdeckte Inseln für die Krone in Besitz zu nehmen und auszubeuten. Die Südseeaktie kostete 1719 100 % und Ende des Jahres schon 319 %. Bei 300 % gab es dann eine Kapitalaufstockung. Am 25.05.1720 kostet das Papier 500 %, am 2.7. 890 % und bald über 1.000 %. Der gesamte Wert der Firma war fünfmal mehr wert als alles umlaufende Bargeld in ganz Europa. Um den Wert oben zu halten, wurden Dividenden von 30-50 % gezahlt. Ende September war die Spekulation vorbei und es hagelte Pleiten. Natürlich haben alle Aktionäre nur karge Erträge erhalten. Hinweise auf heutige Spekulationen sind ausdrücklich erlaubt.

In Preußen gab es zwischen 1790 und 1870 ca. 300 Aktiengesellschaften. In den „Gründerjahren“ 1870/71 entstanden über 780 preußische AG’s. Die Umsätze der Berliner Börse steigerten sich innerhalb eines Jahres um 60 % und der Index stieg um 85 %. Bis 1870 hatte der „einfache“ Bürger keine Ahnung von der Börse, aber jede Zeitung hatte damals einen „Courszettel“. Handwerker, Bauern – regelrecht alle kauften auf einmal Aktien. Der Sparstrumpf war out. Im November 1872 stiegen die Kurse nicht mehr und es gab Gerüchte um Betrügereien und Unregelmäßigkeiten.

Als am 8. und 9.5.1873 die Wiener Börse zusammenbrach, gab es kein Halten mehr. Der Abschwung in Deutschland dauerte 54 Monate und vernichtete rund 65 % des gesamten Aktienvermögens der Nation. Die Wirtschaft lag am Boden, Inflation griff um sich, viele Betriebe mussten schließen und die Bevölkerung litt bittere Not. Die Erholung davon dauerte an die 23 Jahre.

1929 war es noch dramatischer. Von 1921 an stiegen die Kurse im Schnitt um über 400 %. Der amerikanische Präsident Herbert Hoover sagte: „Wir sind dem endgültigen Sieg über die Armut heute näher als je zu vor in unserer Geschichte“. Selten hat sich ein Staatsmann so geirrt. General Motors z.B. sackte anschließend von 92 Dollar auf 1,25 Dollar ab. Die Haussen (steigende Kurse) dauerten genau so lang wie 2001, nur waren die Kurse 2001 noch übertriebener.

 

Was macht den Unterschied zu 1929, als die Kurse um 80 % einbrachen?

  • Das Fehlverhalten der Notenbanken, die das Geld wegen der Inflation verknappten – heute gibt es Geld im Überfluss, was die Inflation anheizt.
  • Die hohen Dollarschulden vieler europäischer Staaten (heute haben alle hohe Schulden, ganz gleich, welche Währung sie haben)
  • Das Abflauen des Konjunkturzykluses, was durch Corona, Lieferengpässe und Lockdowns mehr denn je gegeben ist. Das europäische Wirtschaftswachstum ist quasi nicht mehr vorhanden.
  • Die Vernetzung der Computersysteme – die meisten Institutionen arbeiten mit ähnlichen Algorithmen. Dadurch wird es mit dem Abschwung sehr viel schneller gehen als in der Vergangenheit. Die Banken sind so verknüpft, dass es eine ganze Reihe von Pleiten geben wird.

 

Fazit
Papiergeld fußt auf Vertrauen, sonst nichts. Wenn das Vertrauen weg ist, ist ein Papiervermögen eine gefährliche Angelegenheit und schrumpfende Aktienmärkte keine Alternative. Heute kann man virtuelle Mode, die man nie in den Händen halten wird, teuer kaufen. Wenn es des „Kaisers neue Kleider“ gibt, wird es gefährlich. Denken Sie daran, dass BlackRock und Vanguard Geld verdienen wollen. Der Abverkauf wird kommen, weil die beiden Plattformen wieder günstig einkaufen wollen und über die Marktmacht verfügen, die Spielregeln zu beeinflussen. Denken Sie an den, der die Spielregeln macht…