Zinsen, Inflation, Rezession – was Anleger wirklich wissen müssen
Die Begriffe Zinsen, Inflation und Rezession begleiten uns täglich durch Nachrichten, Talkshows und Anlageentscheidungen. Doch was steckt wirklich dahinter – und was müssen Anleger dadurch beachten?
Zinsen: der Preis für Zeit und Möglichleiten
Zinsen sind der Preis dafür, dass jemand heute auf Geld verzichten kann, das er morgen zurückbekommt – mit einem Aufschlag. Das Wort selbst stammt vom lateinischen census, der „Schätzung von Vermögen“. Wenn ich mir etwas leihe, um etwas zu kaufen, was ich mir aktuell nicht leisten kann, aber haben möchte, muss ich Zinsen zahlen. Im Mittelalter bedeutete das konkret: Der Bauer zahlte Zinsen in Naturalien – Eier, Gänse oder Getreide.
Heute sind Zinsen das Steuerungsinstrument der Notenbanken. Sind die Zinsen hoch, wird Konsum unattraktiver, Geld wird geparkt statt ausgegeben. Durch Zinsen schafft Geld neues Geld. Doch die Geldschöpfung basiert auf Schulden. Jede Währung – auch der Euro – ist ein Schuldsystem. Und Schulden brauchen Zinsen.
Ein Blick in die USA zeigt, wohin exzessive Verschuldung führen kann. Die amerikanische Schuldenquote liegt mittlerweile bei rund 170 % des Bruttoinlandsprodukts. Das Vertrauen in die Kreditwürdigkeit sinkt, Ratingagenturen stufen ab – und neue Schulden werden teurer.
Inflation: mehr Geld bei gleichen Gütern = höhere Preise
Die gängige Definition von Inflation beschreibt sie als allgemeinen Anstieg des Preisniveaus. Doch das greift zu kurz. Der Ursprung liegt in einem Ungleichgewicht: Wenn die Geldmenge stärker wächst als die Anzahl der verfügbaren Güter, steigen die Preise. Das nennt man genau genommen Teuerung und nicht Inflation. Klassisch betrachtet ist also nicht die Preissteigerung die Inflation, sondern ihre Folge.
Wenn Regierungen plötzlich Hunderte Milliarden Euro „bereitstellen“, ohne dass im gleichen Maße neue Güter oder Dienstleistungen entstehen, steigt zwangsläufig die Geldmenge – und damit die Preise.
Und damit wären wir bei einem Punkt, den viele verdrängen: Die offizielle Definition besagt, dass „Geld“ begrenzt verfügbar ist. Der Euro ist somit kein „Geld“ im klassischen Sinn, sondern eine Währung. Währungen können unbegrenzt vermehrt werden – und das führt unweigerlich zur Entwertung. Mit 4 Billionen Euro in 2002 gestartet sind wir jetzt bei 20 Billionen Euro, heißt im Umkehrschluss, dass der Euro nur noch 20 % seines ursprünglichen Wertes besitzt. Das ist der Kaufkraftverlust.
Rezession: wenn Stillstand Rückschritt bedeutet
Rezession oder auch die „kontraktive Konjunkturphase“ meint wirtschaftlichen Rückgang – technisch definiert als zwei Quartale in Folge mit Stillstand oder schrumpfender Wirtschaftsleistung (sinkendes Bruttoinlandsprodukt). Gemäß dieser Definition hat bisher Japan von allen OECD-Ländern die längste Phase ohne Rezession geschafft (132 Quartale). Die längste noch laufende Serie hatte 2017 Australien mit 102 Quartalen.
Warum ist eine Rezession heutzutage besonders negativ?
Wenn wir eine Teuerung von 2 % haben, aber ein Wirtschaftswachstum von 3 % dann ist das nicht schlimm. Trotz Teuerung bleibt noch ein Wachstum übrig.
Wenn Preise allerdings jährlich um 10 % steigen, die Wirtschaft aber nicht wächst (wie seit inzwischen drei Jahren in Deutschland) bedeutet das realen Wohlstandsverlust. Während Strom, Lebensmittel und Dienstleistungen teurer werden, bleibt das Einkommen gleich oder sinkt sogar. Die gefühlte und reale Kaufkraft schwindet. Offiziell gehen die Wirtschaftsweisen für 2025 von einem „Nullwachstum“ aus – Die Lage bleibt angespannt.
Was Anleger machen können
Die Antwort ist so simpel wie altbewährt: Wer seine Kaufkraft erhalten will, sollte in reale Werte investieren – in Dinge, die nicht beliebig vermehrbar sind und außerhalb des klassischen Papiergeldsystems funktionieren.
Gold ist bekannt als eine Säule der Vermögenssicherung – doch Silber verdient besondere Aufmerksamkeit. Es ist nicht nur knapp und werthaltig, sondern hat aufgrund seiner industriellen Nutzung und seines unterbewerteten Preises langfristig hohes Aufholpotenzial.
Fazit:
Zinsen sind ein Preis. Inflation ist kein Schicksal, sondern gemacht. Und Rezession ist mehr als ein Konjunkturzyklus – sie ist ein Wohlstandsrisiko. Wer sich von staatlichen Versprechen unabhängig machen will, braucht Wissen, Weitsicht und reale Werte.